Zwischen Schulfrust und Selbstfürsorge – wie Eltern sich und ihre Kinder in einem überforderten System begleiten können

Lesedauer: 7 Minuten

Schulfrust kann schleichend entstehen oder ganz plötzlich explodieren: Tränen bei den Hausaufgaben, Wutanfälle vor Klassenarbeiten, Resignation bei schlechten Noten. Und mittendrin: ihr als Eltern oder du, als Mama, Papa oder andere Bindungsperson, die irgendwie Halt geben möchten, obwohl du selbst zwischen Termindruck, Erwartungshaltungen und eigenen Zweifeln stehst.

Vielleicht fragst du dich: „Warum ist Schule heute so belastend? Wieso hat mein Kind so viel Druck – und wie soll ich das noch alles auffangen?“ Genau hier setzen wir an. In diesem Artikel geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Verständnis, Aufklärung und alltagstaugliche Unterstützung. Du erfährst, warum aus meiner Erfahrung viele Lehrkräfte selbst an Grenzen stoßen, was im Schulsystem fehlt und wie du als Elternteil dein Kind (und dich selbst!) durch stressige Schulphasen begleiten kannst.

Zwischen Schulfrust begleiten & Selbstfürsorge für Eltern

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade „Was würdest du als Elternteil sofort ändern, wenn du könntest?“ von Martina Klinkowski.

➡️ Übrigens: Im Beitrag erwartet dich auch ein spannendes Interview mit der Familienberaterin und Pubertäts-Expertin Sandra Lindermeier, die wertvolle Tipps gibt, wie du dein Kind in einer der herausforderndsten Lebensphasen gut begleiten kannst und die Beziehung wirksam stärkst.

Picture of Sandra Lindermeier

Sandra Lindermeier

Mit Herz und Verstand begleitet sie Familien auf ihrem Weg zu einem gelingenden Miteinander – durch tiefe Bindungen, respektvolle Beziehungen und klare, wertschätzende Kommunikation.

Wenn Schule stresst – nicht nur die Kinder

Du kennst diese Momente vermutlich nur zu gut: Der Schulranzen fliegt in die Ecke, dein Kind murrt, verzieht sich wortlos oder bricht in Tränen aus. Vielleicht ist da aber auch diese ungesunde Stille – ein stummes Sich-Abschotten, das dir mehr Sorgen macht als jeder Wutanfall.

Schule ist für viele Kinder und Jugendliche heute weniger ein Ort des Lernens als ein Ort des Funktionierens. Taktung, Leistungsdruck, Vergleich, Noten. Und dann spielen neben den schulischen Themen natürlich auch noch Freundschaften und alle damit einhergehenden Schwierigkeiten eine große Rolle. Kein Wunder, dass sich viele Eltern wie stille Mitbetroffene fühlen: Du willst unterstützen, motivieren, ermutigen – und bist gleichzeitig selbst erschöpft.

Was im Schulsystem fehlt aus Elternperspektive

Was viele Eltern nicht wissen: Die Ausbildung von Lehrkräften legt den Fokus stark auf Fachwissen, weniger auf die Frage, wie man mit Schüler:innen menschlich und entwicklungspsychologisch feinfühlig arbeitet.

Ein Blick auf das Lehramtsstudium Gymnasium in Bayern zeigt: Der Anteil der Erziehungswissenschaften (also Psychologie, Pädagogik, Schulpädagogik) macht nach meinen Recherchen üblicherweise gerade einmal 1/8 der Prüfungsnote aus. Der Rest? Fachwissenschaften und Fachdidaktik.

Für dich als Elternteil erklärt das einiges:

  • Warum manche Lehrkräfte wenig Verständnis für individuelle Bedürfnisse zeigen
  • Warum Kommunikation oft sachlich, aber wenig empathisch abläuft
  • Warum sich Schule manchmal eher wie ein „Leistungsbetrieb“ als ein geschützter Lernort anfühlt

Wichtig: Die allermeisten Lehrkräfte geben ihr Bestes. Doch sie arbeiten in einem System, das kaum Raum für Beziehungsarbeit, Inklusion oder emotionale Gesundheit lässt – weder für die Kinder noch für die Lehrenden selbst.

Multitasking ist keine Stärke, sondern der direkte Weg in die Stress-Spirale
Wenn es uns als Eltern im Alltag schon schwerfällt, gelassen zu bleiben, können wir auch unsere Kinder nicht gerecht bei Schulfrust begleiten. Deshalb ist eine gesunde Selbstfürsorge wichtig, um eine ruhige Basis zu schaffen.

Was ich als Elternteil sofort ändern würde

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich alle Beteiligten – Kinder und Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern – regelmäßig an einen Tisch holen und über Beziehungsarbeit statt Notendruck sprechen lassen. Mehr gemeinsame Reflexion, weniger Gegeneinander. Denn echte Lernfreude entsteht nur dort, wo sich Menschen gesehen fühlen.
Als weiteren Schritt im Wunschkonzert würde ich die Hürde des notenabhängigen Vorrückens in den Klassenstufen 5 bis 9 durch zielführendere Motivationstechniken ersetzen, vermehrt auf individuelle Förderungsfelder eingehen und interessensabhängige sowie praxisorientierte Wissensvermittlung stärken.

Weil wir das System nicht über Nacht umkrempeln können, schauen wir jetzt darauf, was du heute für dein Kind tun kannst – gerade in der sensiblen Phase der Pubertät.

Pubertät und Leistungsdruck: Wie du dein Kind jetzt wirklich unterstützt (inkl. Interview)

Gerade in der Pubertät wird Schulstress für viele Familien zum Dauerthema. Die Kinder sind nicht mehr klein, aber noch nicht erwachsen. Grenzen werden getestet, Emotionen schwanken, das Gehirn steht im Umbau. Gleichzeitig steigen schulische Erwartungen. Kein Wunder, dass es da knallt.

Um herauszufinden, wie wir als Eltern unsere Kinder wirklich unterstützen, anstatt unbewusst noch mehr Druck zu erzeugen, habe ich mit Familienberaterin Sandra Lindermeier gesprochen.

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Sandra Lindermeier

Mit Herz und Verstand begleitet sie Familien auf ihrem Weg zu einem gelingenden Miteinander – durch tiefe Bindungen, respektvolle Beziehungen und klare, wertschätzende Kommunikation.

Im Interview teilt Sandra ihre besten Tipps und gibt dir einen Einblick, wie ihr mit Schulstress und Auswirkungen auf eure familiären Beziehungen umgehen könnt:

  • ️Sandra, warum wirkt sich Schulstress in der Pubertät besonders stark aus?

Schulstress wirkt sich deshalb besonders stark in der Pubertät aus, weil das Gehirn der Jugendlichen in dieser Zeit im Umbau ist. Das Areal im Gehirn, das für die Vernunft zuständig ist, hat erstmal Pause. Dafür übernimmt die Amygdala, das Gefühlszentrum mit folgenden Auswirkungen: super aktiv, schnell überfordert und oft sehr dramatisch. Dazu kommen Druck und Erwartungen, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Die damit verbundenen Leistungsanforderungen können dann zu erhöhtem Stress führen.

  • Wie können Eltern erkennen, wann aus Frust ein ernstzunehmendes Problem wird?

Wenn der Frust zu Lernschwierigkeiten, körperlichen Anzeichen, wie z.B. Schlafproblemen, andauernden Kopf- und Bauchschmerzen, sowie zu sozialem Rückzug oder Schulverweigerung führt, sollten diese Anzeichen auf jeden Fall abgeklärt werden. Die beste Erst-Hilfe-Maßnahme, die Eltern selbst ergreifen können, ist erstmal den Druck aus dem Thema Schule rauszunehmen.

  • Welche Rolle spielen Scham, Selbstbild und Gruppenzugehörigkeit bei schulischen Themen?

In dieser Phase steht die Identitätsentwicklung im Zentrum. Jugendliche orientieren sich in dieser Phase stark an Gleichaltrigen, um ihre soziale Rolle zu finden und ein stabiles Selbstbild zu entwickeln. Scham spielt bei Jugendlichen deshalb eine große Rolle, weil sie eng verknüpft ist mit dem Selbstwertgefühl und dem Bedürnis nach Zugehörigkeit. Jugendliche achten stark darauf, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Scham dient dabei einerseits als Schutzmechanismus, andererseits kann sie übermächtig werden und junge Menschen innerlich hemmen, etwa bei Präsentationen, im Kontakt mit Lehrkräften oder im sozialen Miteinander.

  • Was brauchen Jugendliche wirklich von ihren Eltern in solchen Phasen?

Was Jugendliche in diesen Phasen wirklich brauchen ist ein sicherer, emotionaler Anker. Die Aufgabe von Eltern ist es nicht, alles zu lösen. So kann keine Entwicklung stattfinden. Eltern dürfen Raum schaffen: Raum zum Reden, Raum zum Scheitern und Raum zum Sich-selbst-Finden. Das ist eine Entwicklungsaufgabe für beide Seiten, die sicherlich nicht immer leicht ist.

  • Welche konkreten Tipps hast du für Gespräche über Noten, Druck oder Motivation?

Noten, Leistungsdruck und Motivation – das sind Themen, die in vielen Familien immer wieder zu Spannungen führen. Doch gerade hier brauchen Jugendliche keine Kritik, sondern echtes Interesse, Verständnis und ehrliche Gespäche. Im Gespräch über Noten und Leistungsdruck geht es deshalb weniger um Lösungen, sondern um Beziehung – echte Motivation entsteht dort, wo Jugendliche sich verstanden und getragen fühlen.

➡️ Wenn du direkt merkst, dass der Wunsch nach mehr Familienfrieden für euren Alltag groß ist, dann schau dir Sandras SOS-Elternkurs an: Dabei lernst du, wie du liebevoll und gleichzeitig klar Grenzen setzen kannst, um den Familienalltag harmonischer zu gestalten. Gemeinsam erarbeitet ihr Strategien für eine gelungene Kommunikation und ein entspanntes Verständnis von Regeln, das für alle Beteiligten gut ist.

PS.: Sandra schrieb mir noch „Schon witzig, ich hab jetzt am Gaming PC meines Teenie-Sohnes die Fragen beantwortet, weil mein Mac seit Montag in der Reparatur ist. Passend zum Thema quasi – und irgendwie ist die leuchtende und farbwechselnde Tastatur schon auch cool.“ 
Mein Extra-Tipp für dich ist deshalb: Überleg mal, wo du mit kleinen Mitteln wieder mehr Lockerheit zurück in den Alltag bringen kannst. Und, wenn es wirklich eine bunt beleuchtete Tastatur für’s Homeoffice* ist – sei hiermit ermutigt, dir diesen kühnen Wunsch zu erfüllen.

Eltern im Schulstress – wie du gut für dich sorgen kannst

Oft liegt der Fokus so sehr auf dem Kind, dass du dich selbst komplett vergisst. Aber genau hier liegt der Schlüssel: Dein Nervensystem beeinflusst, wie du reagierst. Deine innere Haltung prägt, wie Gespräche laufen. Deine Energie entscheidet, ob der Abend im Streit endet oder in einem gemeinsamen Lachen.

Selbstfürsorge muss und soll nicht gleich „Wellness-Weekend“ heißen. Um so eine große Auszeit überhaupt genießen zu können, achte im Alltag auf deine bewusste Entlastung. Es darf pragmatisch, kurz und trotzdem wirksam sein. Hier ein paar Ideen:

Fragen für dein Journaling am Abend:

  • Was lief heute besser als gedacht?
  • Wo habe ich meine Grenze gewahrt?
  • Was brauche ich gerade?

5-Minuten-Pausen für dich selbst:

  • Atme bewusst durch: 4 Sekunden ein, 6 aus. Fünfmal.
  • Geh kurz raus. Auch wenn’s nur bis zur Mülltonne ist.
  • Schreib dir einen Satz auf: „Ich bin wertvoll und darf Fehler machen.“

Stressanker für akute Situationen:

  • Ein Talisman in der Hosentasche
  • Ein kurzes Mantra, das du dir innerlich sagst (z. B. „Ich bin nicht allein. Ich sammle Erfahrungen.“)
  • Beruhigende ätherische Öle als Duftanker einsetzen
Sommersonnenwende: Journaling als Ritual zur Reflexion
Ein entspannendes Abendritual kann für gesunde Entlastung sorgen und das Gedankenkarussell verlangsamen.

Mach kleine Schritte mit großer Wirkung gegen Schulfrust

Hier geht es nicht um die perfekte Elternrolle, sondern um echte Verbindung.

  • Du musst nicht alles wissen. Du darfst fragen, zuhören, begleiten.
  • Du darfst Schulnoten relativieren, ohne die Schule abzuwerten.
  • Du kannst Gespräche mit Lehrkräften nutzen, um Verständnis zu fördern – sachlich, aber klar.
  • Du darfst Hilfe holen: Lerncoaching, Familienberatung, schulpsychologische Dienste.

Und vor allem: Du darfst deinen eigenen Weg finden. Schule ist wichtig, ja – aber das emotionale Wohl eures Familienlebens ist es auch.

Für dich: Unterstützung, die dich stärkt

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Einfach, ehrlich, machbar. Auch in stressigen Phasen.

Fazit: Du darfst atmen. Auch, wenn Schule drückt.

Es ist okay, wenn es manchmal zu viel ist. Es ist okay, wenn du nicht immer die perfekten Antworten hast. Und es ist mutig, wenn du hinsiehst statt wegzuschauen.

Schulfrust ist real. Aber du musst ihn nicht allein tragen. Mit Wissen, Verständnis und liebevoller Selbstfürsorge kannst du die Situation nicht nur aushalten – sondern bewusst gestalten.

Und wenn du magst: Ich begleite dich gern ein Stück auf diesem Weg.

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